Destination Wedding Mexiko – heiraten in Zeiten von Corona

Es war lange ein Herzenswunsch: eine Freie Trauung am Strand in Mexiko gestalten. Als dann an einem grauen Wintertag eine Anfrage von einer Braut in meinem Postfach lag, die auf einer mexikanischen Insel heiraten wollte, war es der Anfang eines großen Abenteuers. Ein Traum ist wahr geworden. Aber dann kam Corona…

Mit Caro & Flo hat von Anfang an alles gepasst. Es gibt diese Brautpaare, da merken beide Seiten schon im Kennenlerngespräch: „Wir wollen unbedingt zusammenarbeiten.“ Da die Anfrage relativ kurzfristig kam, haben wir keine Zeit verloren. Und alles fix gemacht.

Meine Familie und ich hatten schon lange vorher eine Reise nach Mexiko geplant: 6 Wochen Yucatán und Quintana Roo. Nur der Rückflug musste umgebucht werden, um die Hochzeit begleiten zu können. Was für ein Zufall! Mit Blumenkranz und Rede im Gepäck ging es für uns schon im Februar auf die Reise. Lange bevor der Coronavirus in Deutschland ein Thema war.

 

Die Idee: Eine Hochzeit mit engsten Freunden und Familien am Strand

Die Freie Trauung sollte am endlos weiten Strand der Isla Holbox stattfinden. Organisiert von einem Hotel. Das Brautpaar wollte mit den Lieblingsmenschen an dem Strand feiern, an dem sie vor ein paar Jahren eine Zeremonie beobachten durften.

Mein Herz ist gehüpft als Caro mir die Deko-Optionen gezeigt hat, die der Wedding Planner für sie herausgesucht hat: Traubogen, bunte Blumen und farbenfrohes Geschirr. Um die Tanzfläche herum sollte eine Lichterkette leuchten. So hat Caro es sich gewünscht. Die Vorfreude war gigantisch.

Auf unserer Reise waren wir weit weg von allen Schreckensmeldungen und Nachrichten. In Deutschland wurde Corona immer mehr zum Thema. Und die Zahl der getesteten Infizierten stieg rasant. In Mexiko hatten wir dagegen das Gefühl, dass die Krankheit das Land noch nicht erreicht hat. Oder aber, dass keine Tests gemacht wurden. Man weiß es ja am Ende nicht. Während Freunde und Familien aus Deutschland uns schrieben, dass die Lage immer ungemütlicher wird, haben wir uns gefühlt wie auf einem anderen sicheren Planeten. Mit bester Aussicht auf das Meer.

 

Wir wollen heiraten! Auf nach Mexiko!

Bei WhatsApp habe ich Nachrichten mit Braut Caro hin und her geschrieben. Würde die Hochzeit stattfinden können? Jeden Tag gab es neue Entwicklungen zu Corona. Und inzwischen war auch Mexiko dazu übergegangen das Virus nicht mehr zu ignorieren. Die Zahlen sind auch hier gestiegen. Erst ganz langsam – dann immer schneller.

Ich weiß noch genau, wie ich an einem Wochenende Caros Sprachnachricht auf dem Smartphone aufploppen sah. Ich dachte: „Das war’s. Die Hochzeit wird abgesagt. Und ich kann es voll verstehen.“

Caros Stimme am anderen Ende der Welt erzählt mir dann aber über den Lautsprecher: „Wir haben alles umgeschmissen. Kommen morgen nach Mexiko. Kannst du uns ein Zimmer in eurem Airbnb klarmachen?“

Ok wow. Das hat mich wirklich überrascht. Und ja: Auch sehr gefreut.

 

Weltweite Reisewarnung! Was nun?

Aber auf einmal haben sich die Nachrichten überschlagen. „Weltweite Reisewarnung“ hieß es auf einmal. Niemand, der nicht unbedingt reisen muss, soll sich auf den Weg machen.

Damit war auch klar: Es werden keine weiteren Gäste mehr anreisen. Keine Eltern, keine Trauzeugen, keine Lieblingsmenschen. Caro & Flo würden im kleinsten Kreis in Mexiko heiraten, oder gar nicht.

Diese Infos haben die Stimmung bei der Ankunft des Brautpaares auf der Isla Holbox etwas gedämpft. Aber sie waren den ganzen weiten Weg gekommen um zu heiraten. Sogar die standesamtliche Hochzeit haben sie dafür verschoben. Was jetzt?

 

Lass uns heute heiraten. Nur wir zwei. Hier am Strand.

Am Strand vor dem Airbnb saßen wir unter Palmen vor dem grell-türkis-blauen Meer und haben uns am nächsten Morgen beraten.

Und irgendwann meinte Flo: „Wenn wir schon hier sind, können wir auch heiraten!“

„Klar!“ Meinte ich dazu. „Und wann?“

Und Caro hat biltzschnell geantwortet: „Dann lasst es uns doch heute machen.“

Wie war das? Du kannst jeden Tag neue Entscheidungen für dein Leben treffen. Und deinen Weg gehen! Das war eine dieser großen Entscheidungen, die Kräfte freigesetzt und vieles möglich gemacht hat!

 

 

Life is now!

Gesagt – getan! Life is now. Worauf warten? Eineinhalb Wochen früher als ursprünglich geplant. Am anderen Ende der Isla Holbox. Weit weg von den großen Hotels. Weit weg vom Ort haben wir eine Location für die Trauung aufgebaut: Unter den Palmen, mit Blick Richtung Sonnenuntergang standen die Holzstühle für das Brautpaar. In den Bäumen hingen Traumfänger.

Eine Freundin aus Deutschland, die zufällig auch noch auf der Insel war, wurde als Fotografin engagiert. (Ihr Rückflug ging am nächsten Tag nach Deutschland)

Kurzerhand habe ich die Rede per Hand umgeschrieben, auf die aktuelle Situation angepasst und geübt. Die Zeit ist verflogen. Alle haben mit angepackt, Boxen aufgebaut, Bier geholt, organisiert und diese kleine Hochzeit wahr werden lassen. Deni – die Verwalterin des Airbnb hat Braut Caro eine wundervolle Frisur gezaubert.

 

Eine Hochzeit im Paradies

Und dann war es soweit. Das Licht hat sich verändert und wurde wärmer. Die goldene Stunde ist angebrochen.

Zeit für die Trauung: Caro & Flo haben geheiratet.

„You are the reason“ klang aus den Boxen. Gänsehaut! Caro kam die Treppe in ihrem leichten Elfenkleid herunter. Barfuß.

Bräutigam Flo, der sein Outfit in Deutschland vergessen hatte, stand in Badeshorts da und hat sie erwartet. Genau so, wie er eigentlich immer heiraten wollte: Ohne Anzug. Einfach er. In dem Moment hat einfach alles gepasst. Familien und Freunde in Deutschland hatten kurzfristig noch Videobotschaften für die beiden geschickt. Eine Riesenüberraschung für Caro & Flo. So waren sie indirekt doch dabei und Teil der Zeremonie.

Gemeinsam sind wir in die Geschichte der beiden eingetaucht. Zurück zu der Reise, auf der die zwei sich kennengelernt haben. Über die Meilensteine, die Caro & Flo verbinden. Und zu den Menschen gemacht haben, die sie heute sind. Bis zu diesem Moment in Mexiko, der so anders war, als ursprünglich erträumt. Und doch zauberhaft.

 

 

Persönliche Worte: Ein unvergesslicher Moment der Freien Trauung

Als Caro & Flo sich persönliche Worte gesagt haben, lief auch mir eine Träne über die Wange. Und ich habe mich kurz gefragt: „Passiert das hier wirklich? Steht gerade alles still, damit wir die Liebe feiern und würdigen dürfen?” Was für eine unglaubliche Trauung!

Und in meinem Herzen hat sich ein großer Schwung Freude, Zuversicht und Vertrauen ins Leben ausgebreitet. Unfassbar was möglich wird, wenn Menschen „ja“ sagen und an einem Strang ziehen. Unglaublich, welche Kräfte durch Mut freigesetzt werden.

Als die Sonne im Meer untergegangen ist, standen Caro & Flo am Meer. Arm in Arm. Bis zum letzten Lichstrahl ging das Fotoshooting. Ich habe das Ganze von weitem beobachtet – mit meinem kleinen Sohn im Arm. Und habe dazu Lady Gaga gehört: „I`ll always remember us this way.“ Ich habe diesen Moment mit dem Herzen fotografiert. Und werde ihn bei mir tragen.

 

Vertrau dem Leben – es wird dich überraschen

Am nächsten Tag saßen Caro & ich gemeinsam auf einer Liege unter den Palmen, wo die beiden am Vortag „ja“ zueinander gesagt haben. Wir haben die Handyvideos der Trauung angeschaut. Und uns gemeinsam über diese Erfahrung gefreut.

Caro hat gesagt: „Ich hätte es mir niemals so vorgestellt. Aber es war meine Traumhochzeit. Es hat einfach alles gepasst.“

Welche Schönheit doch in der Chance liegt, uns vom Leben überraschen zu lassen und flexibel zu bleiben!

Ja, es war alles anders. Ja, es haben wichtige Menschen gefehlt. Ja, die Lage in der Welt war und ist nicht schön. Und doch ist es den beiden gelungen – unter den gegebenen Umständen – eine wundervolle Hochzeit zu feiern. Das hat mir gezeigt, dass so unglaublich viel mehr möglich ist, als wir uns häufig vorstellen können.

We can make it work. Together.

 

Nervenkrimi und Heimweg

Nach der wunderschönen Hochzeit hatten wir noch eine sehr turbulente Woche in Mexiko. Nacheinander wurden die Rückflüge gecancelt – Lufthansa und Condor haben zu dem Zeitpunkt den Flugverkehr eingestellt. Wir haben uns auf diversen Krisenvorsorgelisten eingetragen. Und haben dann auf einen Rückholflug gewartet, den die Botschaft organisiert hat. Eine gute Woche später saßen wir fünf alle im gleichen Flieger auf dem Weg nach Hause.

Froh darüber, dass eine Hochzeit auch im kleinsten Kreis wundervoll und emotional werden kann.

Dankbar, dass wir sicher nach Hause gebracht worden sind.

Dankbar, dass es uns gut ging.

Dankbar für die Erfahrungen, die wir gemeinsam machen durften.

Dankbar für die Erlebnisse, die uns für immer verbinden werden.

Dankbar für neue Freundschaften.

 

Wo möchtet ihr heiraten? Ich komme gerne für eure Freie Trauung nach Spanien, Italien, Portugal, Chile, Mexiko, Frankreich – dahin wo ihr mich als Trauredner braucht.

Schreibt mir eine Nachricht,

eure Athene

 

Fotos: Raphael Pi Permantier